Auslandserfahrungen während eines Praktikums sammeln
Reisen bildet. Das ist kein Geheimnis. Wer viel von der Welt gesehen hat, weiß auch viel über die Länder, die er bereist hat, verfügt meist über hohe soziale Kompetenz und kann sich überall verständigen. Auf jeder Reise lernt man unheimlich viel dazu, auch Dinge, die man sonst nie im Leben lernen würde. Reisen machen einen Menschen interessant, sie geben ihm Geschichten zu erzählen und versorgen ihn mit Erlebnissen. Doch was so einfach und wundervoll klingt ist oft nur schwer umzusetzen. Gerade im Studium scheitert die Reisefreudigkeit häufig an zwei nicht ganz unwesentlichen Aspekten: Zeit und Geld. Natürlich, ab und zu ein kleiner Städtetrip innerhalb Europas, vielleicht die ein oder andere größere Reise, das kann schon mal vorkommen. Mehr gibt die Geldbörse meist nicht her. Dazukommt das „Freizeitproblem“. Studenten stehen zwar in dem Ruf, unheimlich viel Freizeit zu haben, doch die Realität sieht leider anders aus: Kurse, Klausuren, Hausarbeiten, Referate, Nebenjob. Und in den Semesterferien? Praktika! Denn ohne einen Lebenslauf voller Praktika erscheint es schier unmöglich, nach dem Studium irgendwann mal irgendwo Arbeit zu finden. Doch ein Praktikum muss eine Reise nicht immer ausschließen. Im Gegenteil: Ein Praktikum im Ausland ist heute so praktisch wie nie. Noch mehr als Urlaubsreisen kann ein Auslandspraktikum den Horizont erweitern – und die Türen auf dem Arbeitsmarkt öffnen. Warum ist das so? Darum:
Ein Auslandspraktikum für die persönliche Weiterentwicklung
Na klar, Zuhause ist es schön. Warum erst aufwendig ein Praktikum im Ausland suchen, die Wohnung zwischenvermieten, das eigene Hab und Gut irgendwo unterstellen, eine Bleibe im Ausland finden, Flug buchen, niemanden kennen, einsam im Ausland sein? Sicher ist es bequemer, in der eigenen Heimatstadt nach einem Praktikumsplatz zu suchen. Wer allerdings über seinen Schatten springt und trotz aller Hürden den Schritt ins Ausland wagt, der wird sich später zu dieser Entscheidung nur gratulieren können. Das Studium ist nicht nur dafür da, Lerninhalte zu vermitteln, auch Kernkompetenzen sollen in dieser Zeit erworben werden. Kernkompetenzen wie Organisationstalent, Interessensvielfalt, Auffassungsgabe, Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, Sozialkompetenz. Und kaum etwas anderes erfordert ebendiese Kompetenzen so sehr, wie ein Praktikum im Ausland. Schon das Finden des richtigen Praktikumsplatzes erfordert einiges an Organisationsfähigkeit. Wer es dann noch schafft, rechtzeitig jemanden für die eigene Wohnung zu finden, eine andere Wohnung in der Stadt des Praktikums zu finden und rechtzeitig dorthin zu fliegen, der perfektioniert dieses Talent dadurch nur umso mehr. Und ist danach in jedem Fall schlauer. Denn immer wieder gibt es Probleme, die es zu umschiffen gilt – wer das einmal hinter sich gebracht hat, kann beim nächsten Mal schon damit rechnen. Was sollte ich vorher über meine Destination wissen? Brauche ich eine Arbeitserlaubnis? Impfungen? Auslandskrankenversicherung? Beim ersten Mal fällt es noch schwer, im Wust der Informationen – und nicht-Informationen – einen klaren Kopf zu bewahren. Wer das aber schafft, der wird dies auch in zukünftigen Situationen tun. Im Ausland angekommen ist man dann wieder auf eine weitere Fähigkeit angewiesen: Die Sozialkompetenz. Zuhause hat man seine Freunde, seine Familie, seinen Verein. Dieser Auslandsaufenthalt jedoch ist ein Neuanfang. Niemand da den man kennt, neue Kollegen, fremde Stadt. Der praktische Unterschied zu einer Vollzeit-Arbeitsstelle im Ausland ist jedoch dieser: Es ist nicht für immer. Nirgendwo anders lernt man mehr über sich selbst und seine Wirkung auf andere als in einem Umfeld, in dem man darauf angewiesen ist, mit Fremden auszukommen. Und wenn es nicht klappt? Pech gehabt. Dann ist es bald vorbei und man hat wenigstens gelernt, dass das Ausland nichts für einen ist. Doch zumeist ist eben das Gegenteil der Fall. Ein Aufenthalt im Ausland macht die Menschen offener, kommunikativer. Man will die Sprache lernen, möchte die Kultur leben, Menschen treffen, Spaß haben. Die Sorgen bleiben Zuhause und eine ganz neue Erfahrung wartet darauf, erlebt zu werden. Und bei der Rückkehr hat man nicht nur durch das Praktikum selbst Zusatzqualifikationen gewonnen, man ist auch belebt von neuen Erinnerungen, neuen Freunden, fremden Kulturen und einem unschätzbaren Schatz an neuem Wissen. Diese Erfahrung nimmt einem niemand weg. Man ist stärker geworden. Stärker und klüger. Und heimlich plant man schon den nächsten Auslandsaufenthalt.
Ein Auslandspraktikum im Lebenslauf
Praktika sind heutzutage das A und O. Die meisten Unternehmen schauen bei der Bewertung von Bewerbungen sehr genau darauf, wie oft der Bewerber eine solche Möglichkeit genutzt hat, wo er dies getan hat und wie lange. Natürlich sind auch Praktika im Inland gern gesehen. Aber sie sind nicht wirklich etwas Besonderes. Jeder Mitbewerber kann ebenfalls eine ganze Hand voll solcher Praktika nachweisen. Um sich wirklich aus der Masse hervor zu heben, muss daher etwas Besonderes her. Und ein Auslandspraktikum ist da genau das Richtige. Es zeigt dem Arbeitgeber nicht nur, dass man selbst den Mut hatte, diesen Schritt zu wagen und für ein paar Monate alles, was man kannte, hinter sich zu lassen, es zeigt auch vielseitige weitere Stärken auf. Es sagt: „Dieser Mensch hat es geschafft, sich für Wochen/Monate/ein ganzes Jahr auf einer anderen Sprache zu verständigen“, „Dieser Mensch hat es geschafft, für eine gewisse Zeit in einer anderen Kultur zu leben“, „Dieser Mensch steckt voller Erfahrungen und kennt sich mit Sicherheit im Praktikumsland selbst besser aus, als jeder andere Bewerber, der noch so viel darüber gelernt haben mag“, „Dieser Mensch verfügt über Sozialkompetenz, Organisationsfähigkeit und hat vielfältige Interessen.“ Hier geht es meist gar nicht zu sehr um das Unternehmen, bei dem das Praktikum absolviert wurde, sondern vor allem um die Tatsache, dass es im Ausland stattfand. Es beweist Flexibilität und Weltoffenheit. All dies sind Dinge, die heute mehr denn je für Unternehmen wichtig sind. Und hierbei gilt: Je mehr Auslandserfahrung, desto besser. Einige Großunternehmen setzen diese Auslandserfahrung – aus genannten Gründen – sogar mittlerweile für einige Stellen voraus. Es spielt dabei keine Rolle, in welchem Land die Erfahrungen gesammelt wurden, wenngleich Somalia natürlich beeindruckender klingen kann als Österreich oder die Schweiz.
Warum reicht nicht eine einfache, längere Reise
Natürlich, auch eine Reise kann Einblicke in ein Land gewähren. Reisen bildet schließlich. Ein Praktikum jedoch eröffnet ganz andere Möglichkeiten zum Kennenlernen des Landes. Zum ersten: Man wohnt dort. Es gibt einen Vermieter, vielleicht Mitbewohner, Nachbarn. Alles Einheimische. Allein diese Tatsache stellt einen verheerenden Unterschied zum Wohnen im Hotel oder Hostel dar. Man ist gezwungen, auf der Landessprache zu sprechen, sich schriftlich ausdrücken können und ist nicht durch irgendwelche Reiseveranstalter zusätzlich geschützt. Zum zweiten: Eine Reise beinhaltet eine Route. Natürlich lässt man sich hier und da mal etwas mehr Zeit, doch im Prinzip versucht man in einer Urlaubsreise, die dem Kennenlernen eines Landes dient, möglichst alle Highlights abzudecken. Man geht in die Breite, nicht aber in die Tiefe. Bei einem Praktikum ist es genau andersrum. Man lernt eine bestimmte Stadt, eine bestimmte Kultur, in der Tiefe kennen. Je nach Dauer sehr tief. Während man auf einer Reise überwiegend Mitreisende und zufällige Bekanntschaften trifft, ist man während eines Auslandspraktikums größtenteils mit Einheimischen zusammen. Arbeitskollegen, Nachbarn, Mitsportlern, Menschen, die sich in der Stadt auskennen, die Bescheid wissen über die richtigen Adressen, die Lokalpolitik, die Eigenheiten der Gegend. Sie bieten dem Auslandspraktikanten wesentlich tiefgreifendere Erfahrungen an, als eine einfache Reise. Zum dritten: Die Arbeit. Neben dem beiläufigen Kennenlernen des Landes und der Kultur passiert nämlich vor allem eins: Man sammelt Arbeitserfahrung in einem Gebiet, in dem man optimaler Weise später einmal einen Job haben möchte. Zwei wichtige Dinge passieren hier also parallel. Und zum vierten: Eine Reise steht eigentlich nicht im Lebenslauf. Ein Praktikum schon. Und ein Praktikum macht sich im Wesentlichen bei Personalchefs auch besser als eine Urlaubsreise, egal welche guten Absichten dahinter stecken mochten. Arbeiten ist immer besser als Faulenzen. Und Urlaub machen entspricht Faulenzen.
Und was ist mit den Kosten?
Es stimmt, meistens sind Auslandspraktika unbezahlt. Da hilft nur eins: Sparen und Jobben. Es wird sich am Ende mehr als bezahlt machen. Auch im Zielland kann natürlich gejobbt werden. Auch wenn im ersten Augenblick die Vorstellung, nach einem harten Praktikumstag noch an der Bar zu arbeiten, abschreckend erscheint, sollte man hier dennoch auch die Möglichkeiten sehen. Nirgendwo sonst trifft man so viele verschiedene Leute, wie als Mitarbeiter in einer Bar. Die Breite der Personenarten, die so kennengelernt werden können, wächst somit rapide an. Und es muss ja nicht jeden Abend sein. Wen es dennoch zu sehr abschreckt, der sollte sich dringend an seiner Universität nach Fördermöglichkeiten erkundigen. Häufig gibt es Stiftungen oder Institutionen, die Praktika im Ausland mit nicht immer unerheblichen Summen fördern. Wie teuer es auch sein mag – es lohnt sich. Zudem ist nicht zu vergessen, dass auch ein Praktikum im Inland seinen Preis hat, wenn es nicht gerade die Möglichkeit gibt, bei Familienmitgliedern oder Freunden unterzukommen. Und wer einen Arbeitgeber im Ausland findet, der sich an den Kosten der Unterkunft beteiligt oder das Praktikum gar vergütet, der sollte sich glücklich schätzen und in keinster Weise zögern, die Reise anzutreten. Das Abenteuer wartet.